Neues aus der NO GO Area (BZ vom 21.01.2008)

Geschrieben von volkart am Montag, 21. Januar 2008

Die Neukölln-Karte der Angst

Alle sprechen von der Gewalt im Problem-Kiez. Die B.Z zeigt in ihrer heutigen Printausgabe (21. Januar) auf einer Karte, welche Gegenden laut Polizeigewerkschaft verloren sind, welche Ecken von Jugendbanden beherrscht werden, wo Drogen-Dealer ihr Unwesen treiben

Neukölln-Nord – das Viertel zwischen Hermannplatz und S-Bahn-Ring, zwischen Flughafen Tempelhof und Schifffahrtskanal. Hier wohnen 150000 Menschen aus 160 Nationen. Hier lebt jeder Dritte von staatlicher Hilfe. Hier sind 149 Intensivtäter registriert. Es gibt mehr Bordelle als Schulen, mehr Dealer als Sozialarbeiter. Ein Quartier vor dem Kollaps.

No-Go-Areas sind der Hermannplatz, Teile der Sonnenallee, der Rollbergkiez, der Richardplatz.

Es sind Straßenzüge, in denen laut Gewerkschaft der Polizei (GdP) „kaum noch Fußstreifen der Polizei stattfinden“. GdP-Chef Eberhard Schönberg zur B.Z.: „Wenn Beamte in diese bestimmten Straßen fahren, fordern sie eine zweite Streife an.“

Nicht zufällig zählt die Jugend-Gang „Spinne 44“, die überwiegend aus arabischen Jugendlichen besteht, den Rollbergkiez zu ihrem Revier. Polizeibekannt sind auch die „Neuköllner Ghetto Boys“ (NKB) am Richardplatz oder die „Weserboys“ in der Weserstraße.

15525 Strafanzeigen in nur einem Jahr

„Ohne jeden Zweifel gibt es hier massive soziale Verwerfungen und auch ein großes Problem mit der Jugendkriminalität“, räumt Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) ein.

Gerade mal zwei Polizeiwachen sind zuständig für Neukölln-Nord. Allein die Wache an der Sonnenallee 107 registrierte 2006 über 15525 Strafanzeigen – eine der höchsten Zahlen aller Wachen in Berlin. Es geht um Delikte wie Diebstahl, Raub, Körperverletzung – und Drogenhandel. Der Drogenumschlagplatz Hasenheide ist stadtweit bekannt. Vor allem Marihuana und Haschisch werden angeboten. Trotz Polizeieinsätzen wird hier offen gedealt. Ebenso wissen die Konsumenten, dass sie ihren Stoff entlang der U-Bahn-Linie 8 bekommen – in den Stationen Hermannplatz, Boddinstraße, Leinestraße und Hermannstraße.

Auffällig hoch: die Zahl der Bordelle in Nord-Neukölln. Das ist laut Polizei zumindest ein Indiz für die Verbreitung der organisierten Kriminalität in diesem Bezirk.

Dramatisch zugespitzt hat sich zuletzt die Gewalt-Situation an vielen Schulen des Bezirks. An insgesamt 13 Einrichtungen (davon 7 in Neukölln-Nord) stehen seit Dezember 2007 private Wachleute – pro Schule zwei Mann. „Wir können den Eltern sonst den Schutz und die Sicherheit ihrer Kinder nicht mehr garantieren“, hat Buschkowsky diesen Schritt begründet.

Trotz allen Engagements der Neuköllner Lehrer: Rund 70 Prozent der Kinder verlassen die Schule ohne oder nur mit einem Hauptschulabschluss. Die Probleme beginnen häufig schon vor der Einschulung: 75 Prozent der Kinder schaffen den Deutsch-Test nicht…

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